3D-Industrie-Betondruck, Gipsmodelle, Masse variabel
Das Projekt bewegt sich an der Schnittstelle zwischen manuellem, traditionellem Handwerk und moderner, digitalisierter Automation und Massenproduktion.
Der Daumen galt einst als wichtigstes Körperglied des Menschen und als sein grösster Vorteil gegenüber den meisten anderen Tieren. Durch die Möglichkeit einer Oppositionsbewegung (eine Bewegung des Daumens, bei welcher er den anderen Fingern gegenübergestellt wird), ist der Daumen essentiell für das Greifen und das Benutzen von Werkzeugen.
Heutzutage spielt er allerdings oft nur noch als virtuelles Emoji in den Social Media eine Rolle. Industrialisierung, Globalisierung und Digitalisierung führten in doppeltem Sinn zum «Verlust» des Daumens: Einerseits haben sie das Handwerk und damit die ursprüngliche Funktion unserer Hände im Laufe der letzten Jahrhunderte weitgehend verdrängt. Andererseits ist es in der Tat so, dass früher in den “manuellen” Fabriken des Öfteren der eine oder andere Finger eines Arbeiters in den schweren Maschinen «abhanden» kam.
Die Formierung von Gewerkschaften zur Verbesserung der sozialen Situation der arbeitenden Bevölkerung während der Industrialisierung, könnte in diesem Zusammenhang wohl ebenfalls als “Oppositionsbewegung” bezeichnet werden.
Ausgehend von diesen Überlegungen arbeitet der Zürcher Konzeptkünstler Peter Baracchi aktuell an einem Kunstprojekt in Zusammenarbeit mit diversen Forschungseinrichtungen im Bereich des 3D-Betondruck und 3D-Scanning. Zuerst entstehen 1:1 Gipsmodelle des Daumens seiner rechten Hand, welche dann in unterschiedlichen Haltungen gescannt werden, um sie anschliessend mittels hoch-moderner, industrieller 3D-Betondrucktechnik als Skulptur reproduzieren zu lassen. Der 3D-Betondruck des Roboters ist sehr rudimentär und grob aufgelöst – er ist quasi «verpixelt» und nicht vergleichbar mit dem Erzeugnis eines traditionellen Bildhauers, welcher den Daumen wohl in höchster «Auflösung» aus Stein gemeisselt hätte.