Ortsspezifische Kunstinstallation
gentrifiziertes Kinder-Spielhaus, Beton
Grösse variabel
Es war einmal ein Haus, vor Jahrzehnten mit viel Liebe und in fleissiger Handarbeit gebaut - mit idyllischem Vorgarten, weissen Fensterläden und romantischen Verzierungen - an allerbester, ruhiger Lage, direkt am Zürichsee. Dann musste das Haus dem Beton weichen... Ende der Geschichte.
Eine ware Geschichte, auch wenn es sich hierbei nur um ein Kinderhaus handelt, welches seit langer Zeit auf einer Parzelle am Zürichsee stand und nun gentrifiziert wurde. Der Künstler, Peter Baracchi, hat das romantisch-kitschige Holzhaus vor dem Entsorgungs-Tod gerettet, da die Parzellen aufgewertet und in Zukunft teurer vermietet werden sollen. Er hat es in einem anderen Getrifizierungsprojekt in der Stadt Zürich stellvertretend temporär platziert: in der grossen Betonhalle der Neubausiedlung “Wolkenwerk” in Zürich Nord.
Dort hat er hunderte Kilogramm Beton in den Vorgarten des Häusleins gekippt, welches nun von der schweren, grauen Masse quasi aufgefressen wird.
Der Künstler selbst ist durchaus kein Verfechter der traditionell romantischen Einfamilien-häuschen Wohnform. Das Kunstprojekt ist vielmehr ein Gedankenspiel. Das kleine Kinderspielhaus entspricht ziemlich genau den weitverbreiteten, clichierten Vorstellungen, wie das “ideale” Haus auszusehen hat. So lernen wir es von klein auf. Die ersten Häuser, die von Kindern gezeichnet werden, entsprechen genau diesem Bild. Es wird einem als Traum jedes Schweizers präsentiert, später als Erwachsener mal selber sowas für sich alleine zu besitzen.
Das Kinderspielhaus ist also die Versinnbildlichung eines Kindheitstraumes. Jeder wird auf irgendeine Art und Weise selber persönliche Assoziationen damit in Verbindung bringen können.
Doch irgendwann wird diese Kindheitserinnerung oder dieser Traum, respektive die Vorstellung davon, was ein ideales Heim ausmacht, verschwinden oder sich wandeln. Der Traum wird von der Realität eingeholt oder er wird als nicht praktikabel oder als nicht ökologisch und ökonomisch abgekanzelt.
Die schwere, graue Masse ist nicht nur der Baustoff der Gentrifizierung, der altbewährtes verdrängt und verschlingt - er ist auch der Alltag in unserem Kopf, der die naiive Kindheit in Vergessenheit geraten lässt.