Ortsspezifische Kunstinstallation mit gesammelten Asphaltstücken im öffentlichen Raum

Grösse ca. 5x6 Meter (variabel)

Peter Baracchi setzt sich seit einigen Jahren in diversen Kunstprojekten mit den allgegenwärtigen Bodenmarkierungen urbaner Zentren auseinander. Die Zeichen dienen ihm nicht nur als Ausgangspunkt und Inspiration für seine Werke, sondern bilden auch gleich einen Fundus an Material. Die von Geometrie und Symmetrie geprägten Formen haben in unserer mobilen Gesellschaft eine klare Funktion.

Baracchi zerlegt die als Regeln, Gebote und Verbote fungierenden und in Form von Leitlinien und Orientierungshilfen angebrachten Markierungen in ihre grafischen Elemente, reisst sie wortwörtlich aus dem Kontext und schafft daraus Neues. Es gelingt ihm so, die detaillierte Ordnung unserer Umwelt etwas zu verschieben.

Sein aktuelles, ortsspezifisches Projekt «Common Ground» für die Ausstellung «vonWegen» im Kulturort Weiertal entstand in intensiver Auseinandersetzung mit dem Formenkanon des öffentlichen Raumes. In unserer gegenwärtigen Gesellschaft befinden wir uns in einem ständigen Diskurs mit unseren Mitmenschen. Dauernd gilt es, neue Regeln und Richtlinien für unser Zusammenleben auszuhandeln. Die wichtigsten davon werden als Gesetze und Verordnungen niedergeschrieben – viele bleiben aber auch unausgesprochen als blosse Annahmen.

Der Fachbegriff «Common Ground» dient in der Sprachwissenschaft und Kommunikationstheorie als Grundlage für diverse Diskursmodelle. Er beschreibt die Annahme über einen abstrakten gemeinsamen «Wissensraum», der zwischen Kommunikationspartnern besteht, wobei jeder der Beteiligten seine eigenen Annahmen über das Wissen macht, das er als gemeinsam voraussetzt.

«Common Ground» ist somit im vorliegenden Fall zweideutig zu verstehen. Einerseits handelt es sich bei dem Mosaik aus gesammelten Asphaltstücken wortwörtlich um unseren gemeinsamen Grund und Boden, auf welchem wir uns tagtäglich bewegen – andererseits bilden die darauf abgebildeten Formen und Symbole als abstrakte Zeichensprache die Basis unseres alltäglichen Miteinanders.

Die Fragmentierung der ursprünglichen Verkehrszeichen und die neue Anordnung als Bodenmosaik, beraubt die ursprünglichen Gebote ihrer zugedachten Funktion und regt dazu an, die herrschende Alltagsordnung zu hinterfragen.

In seiner künstlerischen Praxis reduziert und komprimiert Baracchi die visuellen Eindrücke, welche unser westliches Umfeld und unseren Alltag prägen, überführt diese gekonnt in eine andere Formensprache und präsentiert sie schliesslich, zuweilen auch augenzwinkernd, in einem neuen Zusammenhang. Solche kontextuellen Veränderungen sind es, die Peter Baracchi am meisten interessieren. Daraus ergibt sich ein vielfältiges und vielschichtiges Werk, das soziale Phänomene beleuchtet, die Wahrnehmung schärft und manchmal zu überraschenden Entdeckungen führen kann.

Common Ground, 2022